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Der Abschiedsbrief an meine narzisstische Mutter & seine unverhoffte Wirkung

Valeska Posted by Valeska in Narzissmus 3 Min. Lesezeit

Es gibt da diesen einen Abschiedsbrief an meine narzisstische Mutter, der im Nachhinein alles verändert hat. Dieser Brief ermöglichte es mir, Abschied zu nehmen, von einer Mutter, die ich mir immer gewünscht hätte, die ich aber nie haben würde. Spoilerwarnung, dieser Brief war einer von vielen unverschickten Briefen. Willst du mehr erfahren? Dann lies unbedingt weiter.

Briefe an meine narzisstische Mutter

Ich habe viele Briefe an meine Mutter geschrieben, anfangs machte ich noch den Fehler, sie tatsächlich abzuschicken.

Okay, das war vor dem Kontaktabbruch 2022 und bevor ich wusste, dass sie Narzisstin ist. Damals dachte ich, wenn ich ihr meine tiefsten Gefühle und Sorgen nur ganz genau erkläre, dann wird sie es irgendwann endlich verstehen.

Weit gefehlt, ich glaube ich schrieb insgesamt 2 Briefe, bis ich verstand, es bringt ganz und gar nichts, und ich fühle mich danach nur schlecht, weil sie mich trotzdem immer noch nicht sieht.

Jetzt gerade beim Schreiben merke ich, da war doch noch ein anderer Brief.

Ein Brief, den ich vor meinem Umzug nach Dublin, kurz nach dem Abi, an meine Eltern geschrieben hatte.

Mit meinem Vater habe ich nie über diesen Brief sprechen können. Als ich nach meinem Dublinaufenthalt mal zu Besuch war, hörte ich ihn zu meiner Mutter sagen: „Wir verlieren sie.“ Und ich spürte seinen Schmerz. Der war echt. Nur reden konnten wir bis zu seinem Tod nicht. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt. Dann hätte er auch noch erfahren können, dass meine Mutter und meine Schwester nicht einfach nur komisch waren, sondern dass mehr dahintersteckte. #Narzissmus

Eine Antwort auf besagten Brief bekam ich damals nur von meiner Mutter, und diese Antwort war echt der Hammer.

Ich las den Brief einmal und dann landete er damals sehr schnell im Mülleimer, wo er hingehörte.

Meine Mutter schrieb mir… Okay, das wird jetzt vielleicht doch zu persönlich. Gerne erzähle ich dir die ganze Geschichte mal in einem persönlichen Gespräch.

Grob zusammengefasst schrieb sie mir, dass ja alles gar nicht so schlimm gewesen wäre, dass ich immer alles gehabt hätte und dass ich jetzt endlich mal dankbar sein sollte. Letztendlich hätten sie sich gar nicht so eine Mühe mit mir geben müssen, weil ich das ja eh alles nie geschätzt hätte. Und außerdem hätten alle mehr gelitten, als ich. 😮

So oder so ähnlich sahen die Antworten meiner Mutter aus, deshalb begann ich irgendwann meine Briefe gar nicht mehr abzuschicken. In meiner Poesietherapieweiterbildung lernte ich später dieses Tool noch zu verfeinern.

Einige Monate nach dem Kontaktabbruch 2022 besuchte ich einen MBSR-Kurs bei Petra und lernte endlich richtig zu meditieren und mein vegetatives Nervensystem zu beruhigen.

Am Ende dieses Kurses stand ein Tag der Achtsamkeit, an dem ich an einem Sonntag online in der Gruppe 5 1/2 Stunden in Stille verbrachte.

Der alles verändernde Abschiedsbrief an meine narzisstische Mutter

Es war tatsächlich mein zweiter Tag der Achtsamkeit, irgendwann zwischen Mitte und Ende 2023.

Eigentlich sollten wir am Ende der Veranstaltung einen Brief an unser Zukunfts-Ich schreiben, doch irgendetwas verleitete mich dazu stattdessen einen Abschiedsbrief an meine Mutter zu schreiben.

Dieser Brief veränderte so vieles, obwohl es letztendlich kein traditioneller Abschiedsbrief wurde, denn ich merkte beim Schreiben sehr schnell, dass ich in all den Jahren langsam Schritt für Schritt Abschied genommen hatte. Abschied von einer Mutter, die ich mir immer gewünscht hätte, die ich aber nie haben würde.

Ich hatte getrauert und all meine Wut rausgelassen, jetzt war es Zeit endgültig Abschied zu nehmen, und so ließ ich sie gehen und mit ihr verschwand auch langsam die Wut über all das, was sie mir angetan hatte.

Ich muss ihr nicht vergeben, aber die Wut darf trotzdem schwinden, denn letztendlich schadet sie nur mir.

Und wenn es wieder mal schwer wird, erinnere ich mich an Folgendes:

„Hinter jedem Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung steht ein emotional vernachlässigtes Kind. Diese Menschen wissen nicht, wer sie sind. Sie sind oft zu leer, um anderen in Beziehungen etwas geben zu können.“

(Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki, Auszug aus dem Flow-Artikel „Gesunder Umgang mit Narzissten“, Ausgabe Nr. 92)