Schreiben für die Seele, ganz ohne Perfektionismus, das musste auch ich erst einmal lernen. In diesem Blogartikel geht es darum, wie ich das Journaling für mich entdeckte.
Ich kann es jetzt dir schon verraten, es war ein langer Weg.
Mittlerweile besitze ich über 20 Journals: Mein Journalmuseum. Und kann mir ein Leben ohne Journaling gar nicht mehr vorstellen.
Aber wie kam es dazu?
Schreiben wollte ich eigentlich schon immer, da es mir auch lag, wählte ich Deutsch als Leistungsfach und studierte später Germanistik. War das der Anfang von allem? Nein, denn lange schrieb ich über alles mögliche, aber nicht über meine Herausforderungen und Gefühle. Mit dem traditionellen Tagebuchschreiben konnte ich mich nie anfreunden. Alles musste perfekt sein!
Und dann starb am Ende meines Bachelorstudiums plötzlich mein Vater.
Ich stellte auf einmal alles in Frage.
Trotzdem mein Vater nicht mehr da war, blieb eine Verbindung, die mich ein Jahr nach seinem Tod dazu verleitete einen ersten Brief an ihn zu schreiben.
Und ja, das war der Anfang meiner Journaling-Geschichte.
Erst einmal fühlte es sich komisch an, meinen zweiten Brief schrieb ich tatsächlich erst ein Jahr später, aber nach und nach griff ich immer selbstverständlicher zu meinem Journal und begann zu verarbeiten und meiner Trauer, aber auch der Liebe Raum zu geben.
Fun Fact: Hätte es die Schreibtherapie zu dem Zeitpunkt noch nicht gegeben, ich wäre die Entdeckerin, denn unverschickte Briefe sind eine Methode des therapeutischen Schreibens.
Ein paar Jahre später entdeckte ich die folgenden zwei Bücher, die mich dazu veranlassten, über weitere Bereiche meines Lebens zu schreiben, nur für mich.
Irgendwann geriet das Journaling allerdings etwas in Vergessenheit, ich schrieb weiterhin an meinen Vater, aber das war es auch.
Bis ich 2018 als pflegende Angehörige meines Opas ganz und gar an meine Grenzen geriet, und nicht mehr genug Zeit für meine eigenen Bedürfnisse fand. Ein Therapieplatz war weit und breit nicht zu finden, und so wurde mein Journal zu meinem Therapeut bzw. ich durch das Schreiben zu einer guten Freundin.
Nach dem Tod meines Opas habe ich begonnen, auch an ihn Briefe zu schreiben. Einige davon veröffentliche ich auf meinem „Kommunikation bei Demenz“- Blog. Auf diesem Blog findest du auch einen ausführlichen Blogartikel zum Thema Schreiben als Selbstfürsorge-Methode für pflegende Angehörige.
Im März 2020 veranlassten mich Corona und der Lockdown dazu ganz intensiv zu journaln. Ich kaufte mir ein großes DIN A4 Journal, um mir das Verhältnis zu einem Familienmitglied genauer anschauen zu können, außerdem zog das Erfolgsjournal bei mir ein. Jeden Morgen begann ich damit auf dem Sofa meinen Tag.
Am liebsten schrieb ich allerdings von Anfang an in leere Journals, denn da gab es nie Platzprobleme und ich konnte mir meine ganz eigenen Fragen stellen.
Mein nächstes Journal war mein Probleme-Journal. Dieses half mir in einer Zeit, in der ich das Gefühl hatte, dass mein ganzes Leben eigentlich nur aus Problemen bestände.
Morgens schrieb ich als aller erstes alle Probleme, die mir durch den Kopf spukten, auf.
Dann stellte ich mir die Frage: Ist dieses Problem tatsächlich schon ein Problem, oder denke ich nur, dass es in Zukunft zu einem werden könnte?
Mit dieser Technik stoppte ich Tag für Tag mein Gedankenkarussell.
Der Perfektionismus und ich
Was mir allerdings lange Probleme bereitete, war mein Perfektionismus, den begann ich glaube ich erst langsam loszulassen, als ich neben der Pflege meines Opas schrieb und meine Handschrift in stressigen Phasen plötzlich aussah, wie die eines Kindes.
Ich habe eigentlich eine sehr schöne Handschrift, auch dann weiterzuschreiben, wenn sie nicht mehr schön aussieht, war lange schwer.
Aber letztendlich schreibt man ja nur an sich bzw. ich muss die Worte nur aufs Papier bringen. Lesen muss ich es ja später nicht einmal und niemand anders wird meine krakelige Handschrift sehen, das half mir in diesen Momenten.
Außerdem, die Gefühle und den Stress aufs Papier zu bringen half einfach zu sehr. Perfektionismus hin oder her.
Ein Journal für jeden Lebensbereich
Lange Zeit wollte ich auch gerne alle Bereiche meines Lebens auf unterschiedliche Journals aufteilen, so kam ich zu meinen über 20 Journals.
Ich begann ein Journal mit einem Thema zu füllen und dann kam mir ein neuer Lebensbereich in den den Kopf, über den ich unbedingt getrennt von allem journaln wollte, also kaufte ich ein neues Journal.
Oder ich fand ein neues, wunderschönes Journal, kaufte es und suchte dann nach Gedanken, mit denen ich es füllen konnte.
So kam ich z. B. zu einem Journal zum Thema „Was ist ein leichtes Leben?“
Ein schöner Plan, ein ganzes Journal mit Gedanken zu dieser Frage zu füllen, aber auch ganz schön schwer, deshalb ist dieses Journal bis heute noch ziemlich leer.
Ich glaube ich habe 2 bis 4 Seiten geschrieben. Vor kurzem habe ich es aus meiner Journalkiste geholt, dort verstaue ich all die Journals, in die ich gerade nicht regelmäßig schreibe.
Eines Tages wachte ich mit einer ganz speziellen Frage auf:
Gibt es eine Therapieform bei der das Schreiben vorrangig als Tool genutzt wird?
Ich fragte meinen Arzt, der dies verneinte und begab mich anschließend selbst auf die Suche.
Es konnte doch nicht sein, dass noch niemand sonst herausgefunden hatte, wie heilsam das Schreiben sein konnte.
Auch dass es im therapeutischen Setting nirgendwo genutzt wurde, konnte ich nicht glauben.
So stieß ich im Sommer 2022 auf einen Einführungskurs zum Thema therapeutisches Schreiben und schrieb einen Monat lang online mit anderen. Die Kursleiterin war übrigens Sozialarbeiterin.
Endlich lernte ich neben meinen bisherigen Schreibmethoden noch weitere kennen, auch meinen Lieblingsschreibimpuls habe ich in dieser Zeit entdeckt, dazu später mehr.
Weiterbildungen und ein Buchprojekt
Anschließend hatte ich Blut geleckt, ich wollte mich weiter mit anderen austauschen und mich weiterbilden, also belegte ich Ende 2022 eine Weiterbildung zum Thema Poesietherapie.
Im April 2023 fing ich dann an, an einem Einführungsbuch zum heilsamen Schreiben zu arbeiten.
Ich wollte das Praxis-Buch schreiben, das ich mir am Anfang so sehr gewünscht hätte. Und es sollte „Schreib dich resilient“ heißen.
Das Buchprojekt überforderte mich dann allerdings doch ein bisschen, nachdem ich einige Wochen wirklich nur an diesem Buch gearbeitet hatte, kam mir leider das Leben dazwischen, und ich wurde abgelenkt. Seitdem pausiert mein Buchprojekt und ich schreibe nun erst einmal hier auf diesem Blog und auf Instagram. So schön, dass du mitliest!
Mein Lieblingsschreibimpuls
Wie versprochen teile ich am Ende meinen Lieblingsschreibimpuls mit dir.
Es war schwer sich für einen zu entscheiden, den einen Lieblingsschreibimpuls habe ich glaube ich gar nicht, es kommt immer auf die Situation an.
Wie du weißt, ich liebe es Briefe zu schreiben, die ich nie abschicken werde.
Und ich liebe es kreative Lösungen für Probleme zu finden bzw. Wege zu finden, trotz vieler Probleme ein glückliches Leben zu führen, deshalb habe ich mich für den folgenden Schreibimpuls entschieden:
Schreibe eine Gebrauchsanleitung für eines deiner Probleme.
- Schreibe erst über den Aufbau des Problems und habe dabei eine typische Gebrauchsanleitung vor Augen.
- Als nächstes stelle dir die Frage: Was muss man tun, um das Problem zu verstärken?
- Und anschließend, wie verringert man das Problem?
Erzähle mir später gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen mit diesem Schreibimpuls, oder schicke mir eine Nachricht auf Instagram. Ich freue mich darauf, von dir zu hören!
Meine liebsten Schreib-Tools:
Mein Lieblingsstift ist der Kugelschreiber „Pointball“ von Stabilo.
Und ich liebe die Jolie Spiralbücher von Sigel mit Punktraster.
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