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Erfahrungsbericht: Kontaktabbruch narzisstische Mutter & Verarbeitung

Valeska Posted by Valeska in Persönliches 11 Min. Lesezeit

Es ist mal wieder Blogparadenzeit und ich habe mir eine ganz besondere Blogparade rausgesucht, es geht um DIE eine Entscheidung in meinem Leben, die wirklich etwas verändert hat. Nur eine? Das wird schwer, mir fallen ein paar mehr ein, aber es darf nur eine sein, also wird es um den Kontaktabbruch zu meiner Mutter gehen und ganz besonders um die Verarbeitung dessen. Es war eine schwere Entscheidung, mit viel Vorbereitungszeit, drei Jahren ohne Kontakt und letztendlich einem Happyend?

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade von Birgit Krüger „Die eine Entscheidung, die in meinem Leben wirklich etwas verändert hat“.

Wie alles begann. Narzissmus entlarven

Es war 2020 und wir befanden uns im ersten Lockdown. Ich nutzte diese Zeit für eine Innensicht. Seit dem Tod meines Vaters waren die Probleme mit meiner Mutter immer schlimmer geworden, mittlerweile fühlte ich mich in Gesprächen mit ihr einfach nur hilflos und wie gelähmt. Immer war ich an allem schuld, aber war das wirklich so?

Was machte ich alles falsch und konnte ich mich bessern?

Bereits 2019 hatte ich begonnen mir nach jedem Gespräch mit meiner Mutter Notizen in einem Journal zu machen.

Das war der beste Rat, den mir meine narzisstische Mutter je gegeben hatte: Schreib dir alles auf, damit du nicht mehr alles verdrehst und dich richtig erinnerst.

In dem hellblauen Journal begann ich mir 2019 nach Gesprächen mit meiner Mutter Notizen zu machen

Der schlechteste Rat meiner Mutter (ich war 10 oder 11 Jahre alt), wenn das Pony durchgeht, spring einfach ab und halte es fest. Das ging natürlich nicht so gut aus, und ich habe so früh gelernt, dass ein Rat meiner Mutter nicht unbedingt ein guter ist.

Meine 2019 begonnenen Notizen, halfen mir nach und nach zu verstehen, dass ich nichts falsch machte und dass es kein Wunder war, dass ich mich so hilflos fühlte.

So vieles, was meine Mutter sagte machte einfach keinen Sinn und am liebsten trieb sie mich mit ihrem Gaslighting und Silent Treatment so lange in den Wahnsinn, bis sie ein leichtes Spiel mit mir hatte und ich tat, was für sie gut war.

Ein Kind aus dem sie ihren Nutzen ziehen konnte, war ein gutes Kind.

Und wenn ich nicht das tat, was sie wollte, hörte ich von ihr Worte wie: Womit habe ich das verdient? All meine Freunde haben bessere Kinder, als ich, was habe ich falsch gemacht? Ihr macht mich nur unglücklich.

Meine Schwester und ich machten sie unglücklich, mit unserem eigenen Willen, unseren eigenen Träumen, wenn wir krank wurden und damit, dass wir sie nicht ständig einluden.

Okay, bei meiner Schwester war die Situation eine etwas andere, denn sie war immer schon das Goldkind und ich der Sündenbock bzw. das Schwarze Schaf. Bis heute fragt sich meine Schwester, „Warum kann ich Mama nicht glücklich machen?“. Meine Mutter hat sie in eine Esstörung getrieben und ihr Medikamente ausgeredet, die sie gebraucht hätte, nur weil sie durch diese zugenommen hätte. 😠

Und sie hat durch ihre Manipulationen den Kontakt zwischen uns Geschwistern zerstört. 😢

Lange fühlte ich mich sehr allein mit allem, bis ich 2021 begann das Telefon auf laut zu stellen, wenn ich mit meiner Mutter sprach, so konnte mein Partner endlich erleben, was da abging.

Schnell war klar, nichts führte an einem Kontaktabbruch vorbei, wenn ich mich von all dem Wahnsinn distanzieren und heilen wollte.

Breche sofort den Kontakt ab & andere nicht hilfreiche Tipps

Um den Kontaktabbruch vorzubereiten begann ich mir Hilfe im Internet zu suchen und stieß leider auf einige nicht brauchbare Tipps. Vor allem dieses, du musst den Kontakt auf jeden Fall abbrechen und das auch noch so schnell wie möglich und am besten sofort, machte mich verrückt.

Das ging doch nicht, ich brauchte doch noch so viele Informationen von meiner Mutter und musste vorher einiges klären, denn sonst würde der Kontaktabbruch mich ins nächste Chaos stürzen.

Die beste Hilfe, die ich fand, war ein Buchtipp einer Influencerin die vor kurzem ebenfalls herausgefunden hatte, dass ihre Mutter narzisstisch veranlagt war. Leider habe ich ihren Namen vergessen.

Das empfohlene Buch mit dem Titel „Narzissenkinder: Wenn Töchter unter narzisstischen Müttern leiden“* und eine Gestalttherapeutin unterstützten mich bei der Vorbereitung des Kontaktabbruchs.

Den Kontaktabbruch vorbereiten

Das Buch half mir immer mehr die Techniken, die meine Mutter anwendete zu verstehen und mir wurde klar, wenn ich die Vorbereitungszeit bis zum Kontaktabbruch überstehen wollte, dann müsste ich viele Dinge für mich behalten, um meiner Mutter nicht noch mehr Futter für ihre Manipulationen zu geben.

Außerdem müsste ich selbst lernen sie zu manipulieren bzw. sie dazu zu bringen, dass sie das tat, was getan werden musste, damit ich den Kontakt abbrechen konnte. Ich hasste diese Zeit! Dank 7Mind weiß ich mittlerweile, dass das, was ich da intuitiv tat der Grey Rock Methode sehr nahe kam.

„Grey Rock Methode: Mache dich bewusst uninteressant, indem du kurz und sachlich antwortest, emotionale Reaktionen vermeidest und keine persönlichen Details über dich preisgibst. So verliert die narzisstische Person im besten Fall Interesse an dir.“ (7Mind)

Meine Mutter hatte mir selbst jahrelang damit gedroht, den Kontakt abzubrechen, wenn ich bestimmte Dinge von ihr verlangen würde. Diese Dinge verlangte ich jetzt von ihr.

Nach knapp einem Jahr war es so weit, alles was mich vorher vom Kontaktabbruch abgehalten hatte, war geregelt und ich war emotional bereit für den nächsten Schritt. Es sollte mein Geburtstagsgeschenk sein, das wertvollste Geburtstagsgeschenk, das ich mir je gemacht habe.

2022 brach ich den Kontakt ab.

Drei Jahre Kontaktstille – ein Auf und Ab der Gefühle

Im ersten Jahr nach dem Kontaktabbruch stand meine Mutter irgendwann gemeinsam mit meiner Schwester Sturm klingelnd vor unserer Haustür und wollte die Polizei rufen, wenn ich sie nicht reinlassen würde. Total irreal!!! Ich machte die Tür natürlich nicht auf.

Und wie ging es dann weiter? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr so ganz, denn ich genoss einfach diese Kontaktstille. Es kamen immer mal wieder Pakete und Briefe, anfangs öffnete mein Partner diese für mich, um zu schauen, ob mir der Inhalt irgendwie schaden konnte.

Am anstrengendsten waren in dieser Zeit die Fragen der Familie meines Freundes. Sie konnten einfach nicht verstehen, warum der Kontaktabbruch das einzig richtige für mich gewesen war. Meiner Erklärungsversuche scheiterten kläglich und führten nur dazu, dass ich mich schlecht fühlte.

Es kamen Anrufe und Nachrichte von Familienmitgliedern (die von meiner Mutter beauftragt wurden), ich ignorierte sie, denn ich wusste nicht, was ich hätte sagen können und mir war klar, dass meine Mutter letztendlich im Gespräch mit diesen Familienmitgliedern meine Worte verdrehen würde.

Kurz nach dem Kontaktabbruch (im November 2022) begann ich einen MBSR-Kurs , um endlich das Meditieren zu lernen.

Wie wichtig diese Entscheidung für den weiteren Verlauf war, sah ich erst mit einiger Verzögerung. Das Meditieren half mir dabei, mein vegetatives Nervensystem endlich zu regulieren und ich lernte mehr und mehr auf mein Bauchgefühl zu hören.

Ich schaffte es endlich immer häufiger aus dem Funktionsmodus raus und begann ein Selbstfürsorge-Journal zu führen, um herauszufinden, was mir gut tat.

Das Journaling war natürlich immer noch eine wichtige Unterstützung, vielleicht sogar die wichtigste, ohne das Schreiben hätte ich mich nicht aus dieser toxischen Beziehung zu meiner Mutter befreien können.

Ich schrieb viel, in allen Kontaktabbruch-Phasen.

Darüber was ich brauchte.

Briefe ohne Verschickungsabsicht an meine Mutter.

Und irgendwann auch einen Abschiedsbrief (ich glaube es war Mitte bis Ende 2023). Während eines Tages der Achtsamkeit bei Petra, meiner MBSR-Lehrerin. Ich verbrachte ein zweites Mal einen Sonntag von 10.00 – 15.30 Uhr in Stille, am Ende sollten wir eigentlich einen Brief an unser Zukunfts-Ich schreiben.

Aber ich hatte den Impuls, einen Abschiedsbrief an meine Mutter zu schreiben, also begann ich zu schreiben, und es passierte etwas Erstaunliches.

Obwohl ich noch nie einen tatsächlichen Abschiedsbrief an meine Mutter geschrieben hatte, war schnell klar, ich musste diesen Brief gar nicht mehr zu Ende schreiben bzw. es musste kein langer Brief werden, ich hatte bereits Stück für Stück Abschied genommen. Ich war frei! Ohne diesen letzten Abschiedsbrief wäre mir das aber nie so klar geworden.

Über ein Jahr später kam ein langer Brief von meiner Mutter, ein Entschuldigungsbrief, echt jetzt!? Ja, aber natürlich hatte sie keine Ahnung, was sie falsch gemacht hatte. 🤥

Trotzdem, es war eine Entschuldigung, eine sehr ausführliche, ein langer Brief, so etwas war untypisch für meine Mutter. Auch mein Partner war erstaunt.

Konnten meine Mutter und ich vielleicht doch noch mal neu anfangen?

Und am Ende wird alles gut? Eine Annäherung

Neu anfangen, davon hatte ich schon mal vor einigen Jahren in einem Buch über Narzissmus gelesen und diesen Neuanfang erst einmal für unmöglich gehalten.

Aber was, wenn man es wirklich, wie ich, geschafft hat, sich aus einer toxischen Mutter-Tochter-Beziehung zu lösen, emotional unabhängig war und Abschied genommen hat, von einer Mutter, die man nie haben wird?

Das alles hinter sich gelassen hat, keine Entschuldigungen mehr braucht und mittlerweile versteht, dass Narzissmus auch nur eine Überlebensstrategie* aus der Kindheit ist?

Ja, was dann? Ich fasste zaghaft den Entschluss, dass man es dann noch mal ausprobieren könnte. Zu meinen Bedingungen. Ich kann jetzt schon sagen, dass ich es fast bereut hätte, aber auch nur fast.

Ich schrieb also einen Brief an meine Mutter und teilte ihr mit, dass ich im Moment nur per Brief mit ihr kommunizieren wollte, das akzeptierte sie.

Irgendwann raubte mir dieses Briefeschreiben zu viel Kraft, ich schrieb einige Briefe, ohne sie abzuschicken.

Whatsapp, war das eine gute Idee? Ich hatte keine Ahnung, versuchte es aber trotzdem und es klappte, meine Mutter hielt sich tatsächlich zurück. Dass zwischendurch mit Silent Treatment zu rechnen war, war mir bewusst und ich nahm es an.

Das erste Telefonat nach 3 Jahren Kontaktstille

Ich wollte einen Test. Würde mein Herz beim Ton der Stimme meiner Mutter immer noch zu rasen beginnen? Ich hielt es fast für unmöglich, warum genau, weiß ich nicht. Es war Intuition. Ich war stark und emotional unabhängig geworden.

Wir vereinbarten einen Telefontermin per Whatsapp und ich hatte eine Bedingung. Ich wünschte mir, dass wir uns gegenseitig keine Vorwürfe machten.

Ich wollte vorbereitet sein, auf das erste Gespräch, also las ich die Briefe, die meine Mutter mir in den letzten Monaten geschickt hatte, um daran anknüpfen zu können.

Das Journal, das ich 2019 begonnen habe, hatte ich kurzfristig vergessen und erst nach dem ersten oder zweiten Gespräch erinnerte ich mich wieder daran. Vielleicht war das auch gut so, denn ich glaube, all das, was dort drin steht, hätte mich davon abgehalten, Kontakt abzunehmen, denn es hätte zu viele Narben wieder aufgerissen.

Nach den ersten Telefonaten begann ich mir in dem Journal von 2019 weitere Notizen zu machen. Nach einiger Zeit bemerkte ich allerdings, dass ich diese ganz genauen Notizen nicht mehr brauche, denn ich schütze mich weiterhin mit einer Art der Grey Rock Methode und habe akzeptiert, dass alles, was sie mir sagt, eine Lüge sein könnte. Ich muss ihr für nichts vergeben und kann stattdessen akzeptieren, das Konzept der Radikalen Akzeptanz hat mir dabei sehr geholfen. 🍀

Wir müssen nicht die besten Freundinnen werden, aber wir können wieder in Kontakt sein. Das hätte ich lange nicht für möglich gehalten. Ich sage nicht, dass das für jeden/jede die richtige Lösung ist, aber es ist eine Lösung von vielen. Meine Lösung.

Die Lösung des Problems: Lockerer Kontakt?

Mittlerweile habe ich lockeren Kontakt zu meiner Mutter und es geht mir gut damit. Sie hält sich immer noch an meine Bedingung und macht mir keine Vorwürfe. Nur manchmal, wenn sie über meine Schwester spricht, kommt es zu Beschuldigungen, aber das ist dann angeblich nicht ihre Sicht, sondern die meiner Schwester. Ich gehe darauf nicht ein und damit hat es sich dann auch recht schnell wieder.

Ob es demnächst auch wieder ein persönliches Treffen geben wird, weiß ich noch nicht. Im Moment ist mir nicht danach. Ich habe die Kommunikation am Telefon einfach besser unter Kontrolle, kann den Hörer vom Ohr weghalten, wenn mir danach ist und sie sieht meine Mimik und Gestik nicht.

Meine Schwester möchte weiterhin keinen Kontakt zu mir. Meine Mutter sagt: „Sie ist noch immer sauer mit dir, wegen dem, was du mir angetan hast.“ (Ob das nun die Wahrheit ist, oder nicht, kann ich nicht beurteilen.)

Ich musste mich im Gespräch mit meiner Mutter etwas zusammenreißen, sonst hätte ich losgelacht. Was ich ihr angetan habe? Solche Beschuldigungen prallen mittlerweile an mir ab. Das Leben ist in gewisser Weise einfach, wenn man immer einen Sündenbock hat und sich als Opfer sieht. Meine Mutter wird diese Opferrolle nie verlassen, ich hoffe, meine Schwester kommt da irgendwann raus und erkennt, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen kann.

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Im Moment plane ich eine mehrwöchige Schreibchallenge für Töchter narzisstischer Mütter, mit ganz viel Austausch mit anderen Betroffenen. Klingt das für dich interessant? Dann melde dich direkt zu meinem Newsletter an, um demnächst Näheres zu erfahren.